Der Kampf der Außenseiter - Heinrich Heine: ein Dichter, zwei Kontroversen 

Berg und Burgen schaun herunter
In den spiegelhellen Rhein,
Und mein Schiffchen segelt munter,
Rings umglänzt von Sonnenschein.

Ruhig seh ich zu dem Spiele
Goldner Wellen, kraus bewegt;
Still erwachen die Gefühle,
Die ich tief im Busen hegt.

Freundlich grüßend und verheißend
Lockt hinab des Stromes Pracht;
Doch ich kenn ihn, oben gleißend,
Birgt sein Innres Tod und Nacht.

Oben Lust, im Busen Tücken,
Strom, du bist der Liebsten Bild!
Die kann auch so freundlich nicken,
Lächelt auch so fromm und mild.

Dieses Gedicht - Auf dem Rhein - entstand im Jahre 1819. Es wurde im Liederkreis op. 24 (1840) von Robert Schumann vertont, der im gleichen Jahr den ebenfalls auf Gedichten Heines basierenden Liederzyklus „Dichterliebe“ schrieb.

Anfänge

Der 1797 in Düsseldorf geborene Heinrich Heine, der 1856 in Paris starb, steht als Lyriker in der Hochzeit und am Ende der Romantik. Er ist in seinen Gedichten mal spöttisch, mal lieblich, mitunter auch derb und schafft all das oft mit einer eher schlichten Sprache in einfachen Versen. Er war aber auch kritischer Journalist und bezog politisch Position. Als Geschäftsmann ungeeignet, zog er ein Studium vor und wandte sich pro forma den Rechts- und Kameralwissenschaften zu. Über Bonn und Göttingen kam er 1821 an die neue Berliner Universität, hörte dort Hegel und wurde dann Jung-Hegelianer, also - verkürzt gesprochen - Frühsozialist und potentieller Revolutionär. 

Er fand Anschluss an literarische Kreise und verkehrte unter anderem im Salon von Rahel Varnhagen. Es erschienen erste Veröffentlichungen: Gedichte (1821), Briefe aus Berlin (1822),Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo (1823)

Zudem beschäftigte sich Heine zu dieser Zeit erstmals ernsthaft mit dem Judentum, aus dem er stammte. Nach Examen und Promotion ließ er sich evangelisch-lutherisch taufen. Aus Harry Heine wurde Christian Johann Heinrich Heine, Rufname Heinrich. Dies sollte, wie er es selbst formulierte, sein Entréebillet in die europäische Kultur sein. Tatsächlich aber machte er weiterhin und immer wieder Erfahrungen mit dem Antisemitismus und erhielt keine Anwaltszulassung in Hamburg, wo die Emanzipationsfortschritte der napoleonischen Zeit gerade rückgängig gemacht wurden.

Die Platen-Affäre 

August Graf von Platen (1796-1835) war ein bayerischer Dichter aus altem, aber verarmten Reichsadel. Er hatte als Soldat in den Befreiungskriegen gekämpft und war ein heimlicher Homosexueller. 1818 hatte er sich für das Jurastudium vom Militärdienst beurlauben lassen, schrieb aber als Student zunehmend Gedichte, etwa an einen Kommilitonen, den er Adrast nannte und - unerwidert - verehrte. Er studierte von 1819-27 in Erlangen, trat rasch einer Burschenschaft bei, um Gemeinschaft zu erleben, und veröffentlichte erste Gedichte. 

Er lernte persisch und veröffentlichte 1821 die Sammlung „Ghaselen“, zwei Jahre später „Neue Ghaselen“. Beim Ghasel oder der Ghasele handelt es sich um eine arabisch-persische Gedichtform, seit dem erstmals 1819 erschienenen West-östlichen Divan war eine orientalisierte Dichtung in Mode. Neben Platen ist etwa Friedrich Rückert zu nennen, dessen Sammlung "Östliche Rosen" 1822 erschien. Abr auch der Franzose Theophile Gautier bezog sich in seiner Gedichtsammlung "Emaux et Camées" (1852) explizit auf Goethes Divan.

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Das berühmteste Gedicht Platens allerdings orientalisiert nicht; es trägt den Titel Tristan und erschien 1825:

Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ist dem Tode schon anheimgegeben,
Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
Und doch wird er vor dem Tode beben,
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!

Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,
Zu genügen einem solchen Triebe:
Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!

Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,
Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen
Und den Tod aus jeder Blume riechen:
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!

Die strenge Form des Kreuzreims gibt Struktur und erzeugt Harmonie. Der Text aber spricht von tiefer Melancholie und thematisiert den mit der Figur des Tristan natürlich verbundenen Liebestod, der durch die sexuelle Orientierung des Autos und die damit einhergehende Unerfüllbarkeit der Liebe ein besonderes Gewicht bekommt. 

Platens bereits erwähnte Ghaselen wurden vom Dichter und Theaterleiter Immermann 1827 mit recht derben Spottversen bedacht, die Heine öffentlich machte. 

Hiergegen wehrte sich Platen mit einem Lustspiel über Immermann, das 1829 erschienen, in dem er antisemitische Stereotype verwandte. Er bezeichnete Heine als „Petrark des Laubhüttenfestes“ und warf ihm „Synagogenstolz“ vor.

Darauf reagierte der mit Immermann befreundete Heine und veröffentlichte im dritten Teil der Reisebilder, die er in jener Zeit schrieb, Passagen über Platen. 

„Wer ist denn der Graf Platen, den wir im vorigen Kapitel als Dichter und warmen Freund kennenlernten?“, schreibt Heine als ersten Satz von Kapitel 11. Er reitet dann noch mehrmals auf den Präferenzen des Grafen für Knaben herum, bevor sich über die Erfolglosigkeit von dessen Dichtung lustig macht. Weiter heißt es:

„Niemand in Deutschland ist gegen poetische Erzeugnisse billiger als ich, und ich gönne einem armen Menschen wie Platen sein Stückchen Ruhm, das er im Schweiße seines Angesichts so sauer erwirbt, gewiß herzlich gern. Keiner ist mehr geneigt als ich, seine Bestrebungen zu rühmen, seinen Fleiß und seine Belesenheit in der Poesie zu loben und seine silbenmäßigen Verdienste anzuerkennen. Meine eignen Versuche befähigen mich, mehr als jeden andern, die metrischen Verdienste des Grafen zu würdigen. Die bittere Mühe, die unsägliche Beharrlichkeit, das winternächtliche Zähneklappern, die ingrimmigen Anstrengungen, womit er seine Verse ausgearbeitet, entdeckt unsereiner weit eher als der gewöhnliche Leser, der die Glätte, Zierlichkeit und Politur jener Verse des Grafen für etwas Leichtes hält und sich an der glatten Wortspielerei gedankenlos ergötzt, wie man sich bei Kunstspringern, die auf dem Seile balancieren, über Eier tanzen und sich auf den Kopf stellen, ebenfalls einige Stunden amüsiert, ohne zu bedenken, daß jene armen Wesen nur durch jahrelangen Zwang und grausames Hungerleiden solche Gelenkigkeitskünste, solche Metrik des Leibes erlernt haben.“

„In der Tat, er ist mehr ein Mann von Steiß als ein Mann von Kopf, der Name Mann überhaupt paßt nicht für ihn, seine Liebe hat einen passiv pythagoreischen Charakter, er ist in seinen Gedichten ein Pathikos, er ist ein Weib, und zwar ein Weib, das sich an gleich Weibischem ergötzt, er ist gleichsam eine männliche Tribade [also eine männliche Lesbe].“

Beide, Heine und Platen, gingen beschädigt aus der Kontroverse hervor. Heine, der in den Augen vieler überzogen hatte, gab die Pläne auf, eine staatliche Anstellung zu erhalten. Platen, der gesellschaftlich erledigt war, ging dauerhaft ins italienische Exil, wo er bald verstarb. 

Thomas Mann hat in seinem im September 1930 entstandenen und im darauffolgenden Januar veröffentlichten Essays „Platen - Tristan - Don Quichotte“ die eigentlich zwischen beiden Dichtern bestehende geistige Nähe betont. Mit seiner „geistigen, künstlerischen, politischen Haltung [sei Platen] durchaus ein Bundesgenosse Heines, des freien Geistes“ gewesen (TM E3, S. 256). 

„Er war ein politischer Dichter, wie Heine es sich nur wünschen konnte. Er hat die Freiheit gekündet, ihren Märtyrern gehuldigt, unter den deutschen Zuständen seiner Zeit gelitten wie einer; hat dem Despoten geflucht, der mit der Rechten das Zeichen des Kreuzes mache, derweilen er mit der Linken die Völker ans Kreuz schlage; und erklärt: Pöbel und Zwingherrschaft seien innig verschwistert; die Freiheit hebe ein geläutertes Volk über den Pöbel empor.“ (TM E3, S. 256)

Heine wurde in der Folge zum bekannten Schriftsteller, der zunehmend auch Prosatexte - die erwähnten Reiseberichte - veröffentlichte, und auch politisch engagierten Dichter. Er begrüßte die Julirevolution von 1830 und wurde 1833 und 1835 mit Publikationsverboten belegt; zunächst in Preußen, dann in ganz Deutschland. Er kehrte deshalb nicht aus Paris zurück, wo er seit 1831 lebte. Seine umfangreiche Publikationstätigkeit dieser Jahre diente der wechselseitigen Kulturvermittlung, etwa die Artikelserie, seit die 1832 unter dem Titel „Französische Zustände“ als Buch veröffentlicht wurde. 

Der Streit mit Börne

In Paris traf er auf Karl Ludwig Börne, geboren 1786 als Jura Löw Baruch, gestorben 1837, der seit der Julirevolution in Paris lebte. Zunächst waren die beiden Männer befreundet, dann kam es zu einer Kontroverse zwischen ihnen.

Anlaß für die Auseinandersetzung waren unterschiedliche Auffassungen über die Art und Weise, wie sich Autoren politisch zu positionieren haben. Börne war ein radikaler Homo politicus, der sich eine konsequent politische Haltung Heines in allen Texten wünschte und ihm zu viel Literatentum vorwarf.

Zwar hatte Heine neben seiner Klage über obrigkeitliche Zensur auch die soziale Frage aufgegriffen und Schmähgedichte auf den bayerischen König verfasst, aber er verfolgte eben auch ein literarisch-ästhetisches, dabei keineswegs unpolitisches Programm. So lehnte er die Romantiker ab, denen er Rückwärtsgewandtheit und Nationalismus vorwarf. Er stellte sich in die Nachfolge Goethes, ohne sich allerdings dessen Weltabgewandtheit zu Eigen machen zu wollen. Dies war Börne zu wenig, weshalb er Heine Charakterschwäche und Opportunismus vorgeworfen hatte. Darauf reagierte Heine mit der „Denkschrift über Ludwig Börne“, die erst drei Jahre nach dessen Tod 1840 erschien. 

Das Buch rief bei den Zeitgenossen, aber auch späterhin überwiegend negative Reaktionen hervor. So kritisierte Friedrich Engels, der Börne sehr bewunderte, Heines „Nachtreten“ nach dem Tod des anderen scharf. Herbert Marcuse meinte, daß man Heine gegen diese Denkschrift verteidigen müsse. Erst Rüdiger Scholz schreibt in seinem 2021 erschienenen Spätwerk „Die Weltgeschichte und der große Dichter“ gegen eine Tradition des Verkennens an und versucht, die Denkschrift als Summa des Geschichtsbildes von Heine zu würdigen.

In einem 2003 gesendeten Radioessay über das Verhältnis der Brüder Heinrich und Thomas Mann, der seit 2023 gedruckt vorliegt, schreibt Hanjo Kesting: 

„Es gibt in der deutschen Literaturgeschichte nur einen Streitfall von vergleichbarer Schärfe und Tragweite: das Zerwürfnis zwischen Heinrich Heine und Ludwig Börne. Zwischen zwei Autoren, die einander politisch nahe standen, Frühsozialisten beide, die nach der Juli-Revolution von 1830 nach Paris gingen. Dort kam es zum tiefen Bruch, denn von der Rolle des Schriftstellers, des Künstlers, hatten Heine und Börne, ganz unterschiedliche Vorstellungen. Die bittere Schärfe und bösartige Polemik dieses Streites aber rührte daher, dass er von zwei gesellschaftlichen Außenseitern ausgetragen wurde, von zwei deutschen Schriftstellern im Exil und, damit nicht genug, von zwei deutschen Juden.“ (Hanjo Kesting, Thomas Mann. Glanz und Qual, 2023, S. 198)

Thomas Mann übrigens hatte im Jahr 1908 festgehalten, daß er das Buch über Börne am meisten liebe: „[Heine] war als Schriftsteller und Weltpsycholog[e] nie mehr auf der Höhe, nie weiter voraus als in diesem Buch“.

Spätwerk und Rezeption 

Auf das reiche Schaffen der letzten 15 Jahre bis zu Heines Tod kann ich hier nicht eingehen. Er wird politischer und kritisiert die sozialen und politischen Verhältnisse scharf. Neben dem Weberlied (veröffentlicht am 10. Juli 1844 - knapp einen Monat nach dem Aufstand der schlesischen Weber - in der von Karl Marx herausgegebenen Zeitschrift „Vorwärts!“), das in seiner Struktur mit dem dreifachen Fluch auf den preußischen Wahlspruch „Mit Gott für König und Vaterland“ Bezug nimmt und damit die Verhältnisse umfassend kritisiert, sind es insbesondere Gedichte wie die „Erinnerung aus Krähwinkels Schreckenstagen“ (veröffentlicht 1854), die die politische Situation des reaktionären Deutschlands brandmarken. 

Erinnerung aus Krähwinkels Schreckenstagen

Wir Bürgermeister und Senat,
Wir haben folgendes Mandat
Stadtväterlichst an alle Klassen
Der treuen Bürgerschaft erlassen.

Ausländer, Fremde, sind es meist,
Die unter uns gesät den Geist
Der Rebellion. Dergleichen Sünder,
Gottlob! sind selten Landeskinder.

Auch Gottesleugner sind es meist;
Wer sich von seinem Gotte reißt,
Wird endlich auch abtrünnig werden
Von seinen irdischen Behörden.

Der Obrigkeit gehorchen, ist
Die erste Pflicht für Jud und Christ.
Es schließe jeder seine Bude
Sobald es dunkelt, Christ und Jude.

Wo ihrer drei beisammen stehn,
Da soll man auseinander gehn.
Des Nachts soll niemand auf den Gassen
Sich ohne Leuchte sehen lassen.

Es liefre seine Waffen aus
Ein jeder in dem Gildenhaus;
Auch Munition von jeder Sorte
Wird deponiert am selben Orte.

Wer auf der Straße räsoniert,
Wird unverzüglich füsiliert;
Das Räsonieren durch Gebärden
Soll gleichfalls hart bestrafet werden.

Vertrauet Eurem Magistrat,
Der fromm und liebend schützt den Staat
Durch huldreich hochwohlweises Walten;
Euch ziemt es, stets das Maul zu halten.

Krähwinkel ist eine den Kleinstädtergeist brandmarkende Erfindung des Schriftstellers August von Kotzebue, dessen Bücher 1817 von Burschenschaftern auf der Wartburg verbrannt worden waren und der selbst 1819 einem Attentat zum Opfer fiel. Auf dieses folgten die repressiven Karlsbader Beschlüsse, die die Grundlage für Zensur und Sprechverbote in den Staaten des Deutschen Bundes bildeten, von denen Heine selbst seit den 1830er Jahren betroffen war und deretwegen er  - wie Börne, Engels, Marx und viele andere - im Exil lebte.

Ab 1848 war er bettlägerig und lebte, so beschrieb er es selbst, in seiner „Matratzengruft“. Es wird bis heute spekuliert, welche Krankheit Heine ans Bett fesselte, er selbst ging von einer Syphilis aus.

Karl Kraus hat sich explizit mit dem Streit zwischen Heinrich Heine und Ludwig Börne auseinandergesetzt, so in dem Essay „Heine und die Folgen“, veröffentlicht 1910 in der Zeitschrift „Die Fackel“. In diesem Essay analysiert Kraus nicht nur den Konflikt zwischen Heine und Börne, sondern reflektiert auch über die Auswirkungen dieses Streits auf die deutsche Literatur und Gesellschaft seiner Zeit.

In dem Essay „Heine und die Weltliteratur“ hat Kraus die generelle literarische Bedeutung von Heinrich Heine diskutiert und dessen Einfluß auf die internationale Literaturentwicklung darlegt. In diesem Zusammenhang erörterte Kraus auch den Konflikt mit Börne und seine Auswirkungen auf Heines Werk und Ruf.

Versuch einer Analyse 

Die Frage ist, warum es diese Kontroversen gab, war es auf Seiten Heines und seiner Gegner nur Selbstverteidigung oder mehr? Die beiden Fälle sind vergleichbar in der Schärfe, mit der sie geführt wurden, aber sie beruhen auf unterschiedlichen Motiven und Ausgangslagen. Heine und Platen waren als Dichter Konkurrenten und befanden sich in einer jeweils anderen gesellschaftlichen Außenseiterposition - Jude der eine, homosexuell der andere. Heine und Börne hingegen hatte das Schicksal auf die selbe Seite gestellt: Als politische Dichter verfolgt, waren beide im Exil, wo sie zu Partnern im Kampf gegen die Reaktion wurden und für die Revolution eintraten. Doch diese anfängliche Gleichrichtung ihrer Lage und Interessen zerbrach an der Frage, wie politisch ein Künstler sein müsse.

Der Literaturwissenschaftler Hans Mayer hat in seiner Monographie „Außenseiter“ auch diese Frage behandelt. 

Mayer (1907-2001) war selbst Jude und homosexuell. Er hatte Jura studiert und war in diesem Fach 1930 bei Hans Kelsen promoviert worden. Er hatte sich dem Marxismus zugewandt, floh vor den Nationalsozialisten und lebte von 1933 bis 45 in Frankreich. Er kehrte nach dem Krieg nach Frankfurt am Main zurück und ging von dort 1948 mit seinem Freund Stefan Hermlin in die SBZ. Ab 1949 war er Professor für Literaturwissenschaften in Leipzig mit der Möglichkeit, ins kapitalistische Ausland zu reisen. 1963 blieb er auf einer solchen Reise in der Bundesrepublik. Von 1965-73 war er Professor in Hannover; 1975 veröffentlichte er die Monographie „Außenseiter“, in der er sich mit Frauen, männlichen Homosexuellen und Juden beschäftigte.

Mayer schreibt, die Fehde mit Platen hinterlasse bis heute Unbehagen, und resümiert, habe geglaubt, seine Integration als „Judenjunge aus der Bolkerstraße zu Düsseldorf“ um den Preis der „Zustimmung zu allen existentiellen Vorurteilen, wie denen gegen Lebensweise und Dichtungssubstanz des Grafen Platen“ zu erreichen. Er sollte sich täuschen.

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Wer war eigentlich Lou Andreas-Salomé?